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Warum importiert Deutschland so viel Schweinefleisch?

Am 12.08.2022 von Emil Löxkes

Obwohl in Deutschland mehr Schweinefleisch erzeugt wird als wir selbst essen, importieren wir jährlich knapp eine Million Tonnen. Warum ist das so?

Einen Teil unseren Schweinefleischbedarfs müssen wir Deutschen importieren, weil wir nur die Edelteile verzehren.
Deutsche Schweinehalterinnen und -halter erzeugten im Jahr 2021 rund fünf Millionen Tonnen Schweinefleisch. Verbraucht haben wir Deutschen dagegen nur rund 3,6 Millionen Tonnen.

Es wird also deutlich mehr Schweinefleisch erzeugt als für den eigenen Bedarf benötigt wird.

Faktisch hat Deutschland damit einen Selbstversorgungsgrad von 132 Prozent. Trotzdem importieren wir jedes Jahr große Mengen an Schweinefleisch – 2021 waren es knapp eine Million Tonnen. Wie kommt es dazu?

Der Schweinemarkt ist ein Teilstückmarkt

Veränderte Essgewohnheiten bei Innereien

Früher aß man in Deutschland sehr viel mehr Innereien als heute: 1991 waren es noch über fünf Kilogramm pro Kopf und Jahr, 2015 nur noch 300 Gramm.

Bei jeder Schlachtung eines Tiers fallen neben den Schlachtabfällen (z. B. Knochen, Hufe, Borsten) verschiedene essbare Teilstücke an. Nicht alle davon werden aber gleichermaßen gerne gegessen. Bei deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern sind vor allem die Schnitzel, Filets, Koteletts und Schinken sehr beliebt. Diese sogenannten wertvollen Teilstücke – auch Edelteile genannt – machen etwa 60 Prozent des Schlachtkörpers beim Schwein aus.

Bei jeder Schlachtung fallen aber auch Teilstücke an, die hierzulande weniger gerne gegessen werden. Dies sind zum Beispiel Kopf und Beinteile, Schweinefüße und -schwänze oder Innereien, die nicht komplett für Wurstwaren genutzt werden können.

Nachfrage nach Edelteilen größer als inländisches Angebot

Nun ist es so, dass die Deutschen weit mehr Edelteile essen wollen, als hierzulande erzeugt werden. Deswegen wird die zusätzlich benötigte Menge an Edelteilen importiert. Etwa ein Viertel der in Deutschland nachgefragten Menge an Schweinefleisch wurde 2021 aus dem Ausland eingeführt – vor allem aus Belgien, Dänemark und den Niederlanden.

Hätten Sie’s gewusst?

Mit dem erstmaligen Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland 2020 verhängten viele außereuropäische Länder Importverbote für deutsches Schweinefleisch, um sich die Krankheit nicht ins Land zu holen. Weil Deutschland so große Mengen nach China exportierte, traf das chinesische Importverbot die deutschen Schweinefleischproduzenten besonders hart. Von jetzt auf gleich konnten sie große Mengen nicht mehr auf dem chinesischen Markt absetzen, was für Turbulenzen auf den Schweinemärkten sorgte.

Schweinefleisch wird aber auch exportiert

Im Gegenzug exportiert Deutschland aber auch große Mengen Schweinefleisch. Zwar wird der größere Teil des hierzulande erzeugten Schweinefleischs für den eigenen Verbrauch verwendet, aber immerhin 47 Prozent gehen ins Ausland. 2021 waren dies rund 2,3 Millionen Tonnen.

Dabei handelt es sich zu einem Teil um solche Teilstücke des Schweins, die von deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern weniger gerne bzw. gar nicht gegessen werden. Dies sind vor allem die Schweinefüße, -schnauzen und -schwänze sowie die Innereien. Sie werden überwiegend in asiatische Länder exportiert, wo sie als Delikatesse gelten.

Deutschland exportierte 2020 rund ein Fünftel seines Schweinefleischs (auch Füße, Köpfe und Schwänze zählen zum Schweinefleisch) allein nach China.

Manche Teile vom Schwein, wie Füße, werden in Deutschland kaum nachgefragt. In China gelten sie dagegen als Delikatessen.
Der größte Teil des exportierten Schweinefleischs geht aber an unsere europäischen Nachbarländer. Hier sind vor allem Italien, Niederlande, Polen und Österreich als größte Abnehmer zu nennen. Bei diesen Exporten handelt es sich im weit überwiegenden Fall um die gleichen wertvollen Teilstücke, wie wir sie auch hierzulande gerne essen.

Das heißt also: Deutschland nutzt nicht alles an Edelteilen, was hierzulande erzeugt wird, für den eigenen Verbrauch. Ein Teil davon geht auch in den Export. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Teil der Edelteile, die wir exportieren, auch wieder woanders her importiert werden müssen.

Das wirft unweigerlich die Frage auf, ob es sinnvoll ist Erzeugnisse zu exportieren, mit denen man sich dann wieder aus dem Ausland eindecken muss. Auf einem freien Markt, wie wir ihn in Europa haben, ist ein solches Marktgeschehen jedoch üblich und wird vor allem von Preis und Nachfrage bestimmt.

Quelle: Landwirtschaft.de